Starthilfe erfolgreich genutzt – Wie die EnergySeniors ihre Zukunft planen
Das Projekt EnergySeniors läuft noch bis Mitte 2025 im Rahmen des Förderprogramms piiik der Albert Koechlin Stiftung. Und dann? Wie gelingt es, in die nächste Projektphase überzugehen? Ein Gespräch mit Projektleiter Res Wyler.
Brachliegendes Wissen für die Energiewende nutzen. So lässt sich grob das Projekt EnergySeniors von der OekoWatt AG zusammenfassen. Es stellt die Erfahrung von Seniorinnen und Senioren in den Bereichen Energie und Klima einer breiten Bevölkerung zur Verfügung. Zu den Angeboten zählen Beratungen, Stromsparchecks, Schulprojektwochen – und bald noch mehr. Dafür gilt es zunächst, die nächste Projektphase zu meistern.
Res Wyler,
Projektleiter
EnergySeniors
“Für die Zukunft von EnergySeniors zählen wir auf unsere engagierten Seniorinnen und Senioren.”
Res Wyler, Sie haben das Projekt EnergySeniors von Anfang an begleitet. Durch das Förderprogramm piiik hat das Projekt eine wichtige Starthilfe erhalten. Inwiefern konnten die EnergySeniors von dieser Starthilfe profitieren?
Vermutlich gäbe es die EnergySeniors ohne diese Fördermittel nicht – zumindest noch nicht. Nebst der finanziellen Unterstützung konnten wir aber auch von wertvollem Know-how profitieren. Wir haben zum Beispiel Zugang zu Beratungen, Erfahrungsaustauschen und neuen Netzwerken erhalten. Die Tatsache, dass wir mit der Albert Koechlin Stiftung immer einen hilfsbereiten Partner hatten, war für das erfolgreiche Aufgleisen des Projekts sicher entscheidend.
Jetzt steht ein Wendepunkt bevor. Nervös?
Ein wenig. Im Moment ist vieles offen. Wir haben eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich mit Fragen der zukünftigen Projektform auseinandersetzt. Braucht es eine zentrale Geschäftsstelle? Wie gross soll sie sein? Müssen wir erneut Fördermittel auftreiben? Mit welchem Engagement interessierter Institutionen können wir auf regionaler und lokaler Ebene rechnen Solche Fragen schwirren gerade in meinem Kopf herum.
Zentrale Führung versus dezentrale Selbstorganisation also. In welche Richtung tendieren Sie und Ihr Team?
In Sachen Organisationsform wird es wahrscheinlich auf eine Vereinsgründung hinauslaufen. Das wollen wir möglichst bis Ende Jahr erledigt haben. Die OkoWatt AG würde sich dann nach und nach zurückziehen und freut sich darauf, dass die neue Organisation an vielen Orten in der Zentralschweiz wachsen und wirken kann.
Wer soll den Verein stattdessen führen?
Dafür zählen wir auf unsere engagierten Seniorinnen und Senioren. Mit der Vereinsgründung allein ist die Arbeit ja noch nicht erledigt, sondern fängt im Grunde erst an. Um das Projekt EnergySeniors am Leben zu halten, ist eine Mischform denkbar aus Freiwilligenarbeit und bezahlter Arbeit in einer zentralen Geschäftsstelle. Solche Fragen werden derzeit diskutiert.
Essenziell dafür ist ein breites Netzwerk, ohne dieses funktioniert die Freiwilligenarbeit nicht. Wie gut ist EnergySeniors in dieser Hinsicht abgestützt?
Wir sind zufrieden, das Projekt findet grossen Anklang und wir sammeln regelmässig Adressen von weiteren Interessierten, die sich engagieren wollen. Es braucht genügend Leute, um den Verein zu führen. Unsere Vision ist, dass wir Zugang zu weiteren Regionen der Zentralschweiz finden und sich das Projekt in diesen nach und nach etabliert und einzelne EnergySeniors-Gruppen entstehen. So kann das Projekt insgesamt zum Selbstläufer werden.
Welche Regionen haben Sie im Visier?
Der Fokus liegt auf der Zentralschweiz. Denkbar ist zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit der Energieregion Schwyz, der Energieregion Entlebuch, den Seegemeinden Greppen, Vitznau und Weggis oder der Stadt Luzern. Mit einigen sind wir bereits im Gespräch und Kontakte haben wir bei der OekoWatt AG in vielen weiteren Regionen.
Planen Sie und Ihr Team, eines Ihrer Angebote anderswo zu lancieren?
Allen voran der Stromsparcheck könnte sich in andere Regionen übertragen lassen. Dabei führen die EnergySeniors in Privathaushalten Checks zum Stromverbrauch gegen ein kleines Entgelt durch. Im Kanton Obwalden wurden inzwischen um die 200 Checks gemacht. Der Erfolg und die Nachfrage nach weiteren Terminen sind gross. Allerdings werden die EnergySeniors deshalb häufig auf den Stromsparcheck reduziert.
Was bieten die EnergySeniors denn noch?
Ideen gibt es Zuhauf. Beispielsweise ist das Gebäude- und Wohnungsregister lückenhaft und könnte mithilfe unserer Freiwilligen vervollständigt werden. Das Register dient als Basis für allerlei Energiestatistiken und als Grundlage für Massnahmenplanungen. Es ist deshalb sehr wichtig. Dann sind Projekte mit Schulen und Jugendlichen denkbar, etwa Führungen in Kraftwerken, das Bauen einer Solaranlage auf dem Pfadiheim usw.
Energie-Know-how ist von Seiten der Seniorinnen und Senioren also eine Bedingung.
Nein, nicht unbedingt! Energie-Knowhow ist wichtig für die Seniorinnen und Senioren, die direkt ein Energieprojekt oder eine niederschwellige Beratung (Beispiel Stromsparcheck) anbieten wollen. Um das Gesamtprojekt am Laufen zu halten, sind Leute mit Kenntnissen in den Bereichen Didaktik, Gestaltung, Website-Programmierung oder Projektleitung aber genauso wertvoll. So können zum Beispiel ehemalige Lehrpersonen den Energiespezialisten helfen, altersgerechte Energieworkshops für Schulen auszuarbeiten und durchzuführen.
Wie sehen Sie Ihre Zukunft bei den EnergySeniors?
Steht das Projekt einmal auf gesunden Beinen, werde ich mich zunächst etwas zurückziehen wollen. Die Arbeit bei Oekowatt lastet mich gut aus, unter anderem bin ich dort als Energiestadtberater tätig. Später als Senior könnte ich mir aber gut vorstellen, mich wieder zu engagieren.
Über EnergySeniors
Seniorinnen und Senioren erhalten mit EnergySeniors die Möglichkeit, sich für die Energiewende zu engagieren und ihr Fachwissen für eine nachhaltige Energiezukunft einzusetzen. Auf diese Weise wird ein unkomplizierter und niederschwelliger Zugang zu Erstberatung in den Bereichen Energie und Klima ermöglicht. Damit hilft das Projekt den momentan sehr grossen Bedarf an Fachwissen abzudecken und leistet einen gemeinnützigen Beitrag an die Energiewende. Derzeit besteht der Freiwilligenpool aus rund zehn Personen.
Das Engagement der Seniorinnen und Senioren trägt ausserdem zu einem Austausch und Wissenstransfer zwischen den Generationen sowie zum Zusammenhalt in der Gesellschaft bei. EnergySeniors ist Teil der ersten piiik-Projektrunde 2022 bis 2024. Die Albert Koechlin Stiftung unterstützt dabei Menschen und Projekte, die den Zusammenhalt in der Gesellschaft fördern.